Christoph Waffenschmidt im Interview: Kinder weltweit brauchen Schutz und Chancen
Perspektiven schaffen – weltweit
Mit gezielter Förderung erhalten Kinder Hoffnung und Chancen
Die DEICHMANN-Stiftung setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, Kindern in benachteiligten Lebenslagen Zukunftsperspektiven zu eröffnen – in Deutschland und international. Denn Kinderarmut ist ein weltweites Problem. Auch wenn die Nöte der Kinder in verschiedenen Ländern ganz individuell sind, hat der Einsatz für Kinder eines gemeinsam: Immer wieder bleibt ein nachhaltiger Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und sauberem Wasser ein wesentlicher Aspekt.
In Madagaskar sorgt die DEICHMANN-Stiftung dafür, dass mehrere hundert Brunnen repariert wurden und bis ca. 2039 instandgehalten werden. Sauberes Wasser, mehr Zeit für Care-Arbeit und weniger Krankheiten sind einige der positiven Wirkungen.
Christoph Waffenschmidt kennt die Herausforderungen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit aus langjähriger Erfahrung. Der Geschäftsführer und selbstständige NGO-Berater war über viele Jahre Vorsitzender der Kinderhilfsorganisation World Vision Deutschland. Sein Wissen und seine Überzeugung bringt er unter anderem als Mitglied des Kuratoriums in die Arbeit der DEICHMANN-Stiftung ein.
Sein Antrieb: Kindern weltweit zu besseren Chancen zu verhelfen – mit ganzheitlichen Ansätzen, langfristigem Engagement und gelebter Nächstenliebe. Im Interview spricht er über wirksame Strategien gegen Kinderarmut, seine Erfahrungen aus über 20 Jahren Entwicklungsarbeit – und darüber, warum er sich bei der DEICHMANN-Stiftung engagiert.
Das Interview –
„Kinder sind am verletzlichsten“
Herr Waffenschmidt, wo stehen wir heute im weltweiten Kampf gegen Kinderarmut?
Tatsächlich ist in den letzten Jahrzehnten viel erreicht worden. Die weltweite Armut hat sich mehr als halbiert. Die Gesundheitssysteme weltweit sind stabiler geworden. Auch die Kindersterblichkeit ist stark gesunken. Das sind Erfolge, von denen vor allem die Kinder profitiert haben. Doch aktuell erleben wir eine gefährliche Umkehr: Kriege und Klimawandel haben die Zahlen wieder steigen lassen. Vor allem der Hunger ist zurück. Und über 100 Millionen Menschen sind auf der Flucht, die Hälfte von ihnen Kinder und Jugendliche. Das ist eine Entwicklung, die wir nicht hinnehmen dürfen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Grundsätzlich muss das Thema Schutz der Kinder meiner Überzeugung nach noch viel stärker in den Vordergrund gerückt werden. Denn Kinder sind immer die, die am verletzlichsten sind, die, die ganz schnell vergessen werden.
Deshalb ist es in humanitären Notlagen wichtig, Schutzräume für Kinder zu bauen. Das ist im Grunde eine Aufgabe für NGOs, die in diesem Bereich arbeiten. Dort sollte qualifiziertes Personal sein, das sowohl Kinder schützt als auch Eltern, Verwandte und das Umfeld trainiert, Kinder wirklich zu schützen.
Und: In diesen Schutzräumen sollen Kinder einfach auch Kind sein können. Denn Kinder sind einfach Kinder – und nicht kleine Erwachsene.
In der Republik Moldau unterstützt die DEICHMANN-Stiftung mehrere Kindertagesstätten, die vor allem solchen Kindern Platz bietet, die in herausfordernden Lebenssituationen aufwachsen.
In einer Familienbegegnungsstätte in Athen wenden sich die Betreuerinnen und Betreuer Kindern und anderen Angehörigen einer Roma-Siedlung zu. So gelingt seit ca. 2015 erfolgreiche Integration. Viele Kinder entdecken ganz neue Chancen in der griechischen Gesellschaft.
Welche Strategien halten Sie im Einsatz für mehr Chancengerechtigkeit und gegen Kinderarmut für besonders wirkungsvoll?
Es fängt damit an, dass man Kindern zuhört und ihnen ein Mitspracherecht gibt. Zum Beispiel kann man ihnen bei kleinen Theaterstücken eine Bühne geben, auf der sie ihre Stimme erheben können. So finden die Helfer heraus, wie sie Angebote kindgerecht gestalten können.
Dann wirken am nachhaltigsten Investitionen in Bildung und Gesundheit. Wer Kindern also Zugang zu sauberem Wasser, medizinischer Versorgung und Schulbildung ermöglicht, verändert nicht nur ihr Leben, sondern das ihrer Familien – über Generationen hinweg. Gleichzeitig braucht es soziale Sicherungssysteme, damit Familien in Not nicht ins Bodenlose fallen.
Bildung ist ein zentrales Thema. Warum ist sie so wichtig, um Armut zu reduzieren oder zu beenden?
Bildung ist der Schlüssel. Sie befähigt Kinder, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie schützt vor Ausbeutung, stärkt die Rolle von Mädchen und wirkt wie ein Multiplikator: Wer selbst Bildung erfährt, gibt sie weiter. Bildung schafft Zukunft – ganz einfach. Oder anders ausgedrückt: In dem Moment, in dem du abgeschnitten bist von Bildung, bist du eigentlich von deiner eigenen Zukunft abgeschnitten.
In dem Moment, in dem du abgeschnitten bist von Bildung, bist du eigentlich von deiner eigenen Zukunft abgeschnitten.
Können Sie uns Beispiele für erfolgreiche Projekte nennen? Was macht ihren Erfolg aus?
In meiner Zeit bei World Vision haben wir viele Projekte begleitet, die langfristige Wirkung zeigen – z. B. Programme in Afrika, bei denen Gemeinden aktiv mitgestalten. Erfolgreich sind Projekte dann, wenn sie lokal verankert sind, ganzheitlich denken und langfristig angelegt sind. Was oft unterschätzt wird: Entwicklung braucht Zeit. Und Vertrauen.
Mit individuell an den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Menschen ausgerichteten Landwirtschaftsschulen verhilft die DEICHMANN-Stiftung Menschen in verschiedenen Ländern zu einer sicheren Einkommensquelle.
Welche Rolle spielen christliche Werte in Ihrer Arbeit und der Stiftung?
Zum einen: Der christliche Glaube gibt Orientierung und motiviert zum Handeln. Viele Menschen, die sich bei uns engagieren, schöpfen daraus Kraft und Überzeugung. Das schließt ein, dass ich andere Glaubensüberzeugungen respektiere und stehenlasse. Und natürlich bekommt jedes Kind, egal aus welchem Glaubenshintergrund, genauso meine Hilfe und Unterstützung. Der Einsatz für Menschen mit Unterstützungsbedarf, für Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit – das ist tief im christlichen Menschenbild verankert. Die DEICHMANN-Stiftung lebt diese Haltung. Es geht um Nächstenliebe in der Praxis.
Zum anderen: Ungefähr 80 Prozent der Menschen auf dieser Welt haben einen religiösen Hintergrund. Für die ist es ganz normal, an Gott oder eine höhere Macht zu glauben. Wenn du also als NGO mit einem christlichen Hintergrund kommst – das gilt auch für NGOs anderen Glaubens –, dann hören dir diese Menschen eher zu und akzeptieren dich anders.
Egal, aus welchem Glaubenshintergrund die Kinder kommen – wer Unterstützung benötigt, soll sie bekommen.
Umfangreiches Engagement
DEICHMANN-Stiftung bahnt Chancengerechtigkeit den Weg
Die DEICHMANN-Stiftung möchte daran mitwirken, diese Situation für viele Kinder zu verändern. Deshalb setzt sie sich für gerechte Chancen ein – in Deutschland und vielen anderen Ländern.








